Bland, VA (590,1 Meilen)

Virginia macht Spass! Eine abwechslungsreiche Landschaft: Wiesen, Huegel, Felsen und Wildbaeche mit Wasserfaellen, und wesentlich weniger Anstiege, als wir das so gewoehnt sind. Gut, es geht immer wieder bergauf, aber deutlich angenehmer. Vielleicht  liegt es aber auch an unserer gigantischen Kondition und unseren enormen Waden, Oberschenkel- und sonstigen Muskeln. Der Weg zum naechsten Shelter von Marion aus war easy-peasy, am naechsten Tag trotz 2000 Feet Anstieg 18,5 Meilen geschafft und gestern dann neuer Tagesrekord: 20,0 Meilen. Insgeheim hoffen wir, diesen schon morgen zu knacken, aber wenn etwas sicher ist, dann das, dass es meistens anders kommt, als man denkt.

In einer kleinen Gaststaette (»The Barn«) haben wir uns ein sehr leckeres, preiswertes und sehr amerikanisches Fruehstueck gegoennt: Eier, Speck, Kartoffeln und Pfannekuchen. Toll, dass man kalorienreich essen kann und dabei noch nicht mal zunimmt. Eine echt empfehlenswerte Peanutbutter-Burger-Diaet!

Das Wetter mit Sonne, blauem Himmel und wenig eisigen Wind ist zur Zeit unser Freund, wenn auch noch leichtere Winter-Rueckfaelle zu befuerchten sind.

Resupplies sind wegen der kleinen Ortschaften in der Naehe des Trails einfacher geworden, kosten aber immer Zeit. Das verschlafene Hinterland hat fuer uns aber auch seine Reize und wirkt manchmal sogar exotisch. Der Plan fuer die naechsten beiden Tage sieht ein Durchpushen bis Pearisburg, VA vor, damit wir dort in Form eines Zeros entspannt Ostern feiern koennen. Dafuer nehmen wir auch aus Bland nicht allzu viel zu essen mit, damit die Rucksaecke entsprechend leicht bleiben.

Marion, VA (531,5 Meilen)

Marion Library

TAG 49: 03/29/15, 2:04 PM

Gesaettigt und gekraeftigt war der kurze Weg von Damascus zum Shelter fuer uns inzwischen fast muehelos zu bewaeltigen. Die Sonne schien, und Virginia erscheint uns landschaftlich bisher am reizvollsten: blaugruen-schimmernde Wildwasserfluesse, Felsen, Nadelwaelder….eine echte Abwchslung zu den ueberwiegend neintoenig und kahlen Eichenwaeldern. Die weniger steilen Anstiege machen es zudem einfacher. Leider sind NACh Stadtbesuchen unsere Essensbeutel so stark aufgefuellt und somit eine neue Ballast, aber die Vorfreude auf das Essen wiegt dies im wahrsten Sinne wieder auf.

Wir teilten uns das Shelter mit Stretch und einem Section-Hiker und Sohn.

Aber der Winter hatte noch ein Ass im Aermel und erwischte uns am naechsten Tag eiskalt. Leider lag noch ein 5000 Fuss Anstieg vor uns, und mit zunehmender Hoehe wurde es weisser und kaelter. Froh nach knapp 20 Meilen am Shelter angekommen zu sein, war es fast zu spaet, zu eng und zu kalt auf dem bereits teilbelegten ersten Stock unser Abendessen zuzubereiten. Dies sind die Momente, wo man sich (nur ganz kurz) in seine eigene, kuschelig warme Kueche zurueckbeamen moechte. Aber als echte Hiker gelang uns die Zubereitung unserer “Ramennudeln”, die wir heiss und gierig verschlangen.

Leider war das Dach undicht, aber trotz des ueber unsere Schlafsaecke gelegten Footprints schneiten wire in. Dies stellten wir mit Schrecken in der Nacht fest. Wir warteten den Tagesanbrch ab und beschlossen, nach Troutdale (ca. 20 Meilen entfernt) durchzulaufen, um unsere Schlafsaecke zu trocknen und uns aufzuwaermen. Mit Tipp seines anwesenden Sectionhikers fuer eine Abkuerzung schafften wir den Abstieg nach Troutdale durch eine weihnachtlich anmutende Winterlandschaft viel schneller als geplant. Wir konnten dann zu einem empfohlenen Hikerhostel hitchhiken. Inzwischen wissen wir, dass Hitchhiken in Virginia verboten ist, man sollte besser Angebote annehmen. Das Hikerhostel war warm und sauber, und mit der freundlichen Einladung der Mitglieder der Baptistengemeinde, die das kleine Hostel (4 Etagenbetten in zwei Raeumen) betrieben, an der sonntaeglichen Bibelstunde und am Gottesdienst teilzunehmen , genossen wir den warmen Aufenthalt bei klirrender Kaelte draussen. So schnell wie der Winter gekommen war verschwand er auch wieder. Sonnenschein am Sonntagmorgen, ein freundlich offeriertes Fruehstueck mit Pancakes und Ruehrei mit Schinken hob unsere Stimmung betraechtlich, waren wir doch erst 24Sunden vorher durchgefroren und ohne Fruehstueck quasi vom Berg gefluechtet. Die naecsten 15,5 Meilen kamen uns fast wie ein Spaziergang vor, wir genossen die Sonne, die Landschaft und unseren Lunch am Fluss. Unser Zielshelter lag in Rufweite eines Visitorcenters, solide gebaut und bot genug Platz fuer uns und wweitere 5 Hiker. “The Professor”, ein Sectionhiker aus Washington, der den AT bereits zwei Mal erwanderte, lud uns am naechsten Tag in Marion zum Essen ein. Wir hatten ihn am Tag zuvor im Hostel kennengelernt und viel mit ihm gequatscht. Das All-you-can-eat-Buffet, der Traum aller Hiker, ist das Fundament fuer die naechsten Ramen-Tortilla-Pueree-Tage bis Bland (4 Tage) oder Pearisburg (7 Tage). Wir hoffen, ihn vielleicht in Pennsylvania, seinem Heimatstaat, wiederzutreffen. Aber erst wollen wir Virgina weiter geniessen.